In den letzten Wochen ist in der Community eine interessante Diskussion entstanden, die Frage nach dem “Was treibt uns an?”. Ausgangspunkt dafür stellte ein Artikel von Ralf Westphal zu dem Thema in der dotnetpro dar. Daraus enstand auf Ralfs Blog und z.B. bei Golo Roden eine lebhafte Diskussion.
Auch ich habe mir so meine Gedanken über die Motivationsfrage gemacht und mich selbst gefragt: was treibt eigentlich mich an? Was sind meine Triebfedern? Ich muss gestehen, dass ich dieses ganze Thema als hochkomplex und teilweise als nicht artikulierbar erachte, doch ich probiere es einfach mal 🙂
Geld? Nicht überbewerten!
Als erster möglicher Motivationsfaktor spielt Geld für mich eine untergeordnete Rolle. Geld ist für mich eher wie der Fahrersitz in einem Auto: es ist schön über einen bequemen Sitz zu verfügen, in dem man komfortabel sitzend von A nach B kommen kann. Der Sitz ist auch ein notwendiger Bestandteil meines Autos. Von daher sehe ich den Faktor Geld eher als Grundbedingung eines Umfelds, in dem ich motiviert agiere, aber keinesfalls als eigentlichen Motor meines Wagens. Wenn Geld für mich entscheidend wäre, dann würde ich meine Arbeit nur als “lästig”, als “Job” empfinden. Dienst nach Vorschrift, 9-17 Uhr, fertig.
Doch so ist es nicht. Ich mache gern mehr, bilde mich gern weiter und engagiere mich gern auch über die normale Arbeitszeit hinaus zum einen für SDX und zum anderen auch für die Entwickler-Community durch Blog-Beiträge, Magazin-Artikel etc.. Eine Firma kann dafür nur die Rahmenbedingungen bereitstellen, also die Karosserie meines Wagens, ohne die ich nicht fahren kann. Den Motor selbst (also meine Motivation) macht jedoch mehr aus und setzt sich aus vielen Einzelteilen zusammen.
Faktoren Spaß & Neugier
Als wichtigsten Faktor sehe ich für mich Spaß an. Ich habe Spaß daran neue Technologien, Architekturen, Designprinzipien und Verfahrensweisen für mich zu entdecken und in der Praxis anzuwenden. Ich fühle mich total begeistert, wenn ich neue Projekte mit einer tollen Technologie oder mit einem neuen Pattern umsetze und sehe, wie alles zusammenspielt und funktioniert. Ich habe Spaß daran gerade in diesem Moment an diesem Blog-Beitrag zu sitzen und meine Ideen aufzuschreiben. Ich meine in der Praxis immer wieder zu beobachten, dass Unternehmen und Mitarbeitern der Spaß abhanden gekommen ist bzw. sie ihn noch nie für ihre Arbeit empfunden haben – und das macht mich traurig. Wir verbringen schließlich einen großen Teil unserer Zeit damit zu arbeiten, wie können wir da ohne Spaß auskommen? Haben wir vor lauter scheinhafter Professionalität verlernt mit Leidenschaft an Aufgaben heranzugehen und damit auch Spaß zu erleben? Spaß und Freude an der eigenen Tätigkeit sind wesentlich für das Empfinden von Glück und viele Unternehmen sollten diese Werte für ihre Mitarbeiter wieder stärker in ihrem Unternehmensbild verankern.
Über den Spaß an meiner Tätigkeit hinaus sind es Neugier und das Ausleben meiner Kreativität, die mich motivieren. Ich bin der Meinung, dass wir uns bei der Softwareentwicklung in einem komfortablen Umfeld bewegen, in dem sowohl Neugier als auch Kreativität voll ausgelebt werden können. Die Softwareentwicklung steht als recht junges Feld immernoch am Anfang ihrer Entwicklung und Möglichkeiten. Ständig entstehen neue Technologien und Wege diese Technologien effektiv einzusetzen. Ich erschließe mir diese Technologien und Wege immer mit Neugierde, überall entdecke ich Neues, mit fast spielerischem Trieb kann ich hier forschend aktiv sein. Und auch meine Kreativität kann ich oftmals ausleben. Wenn ich neue Komponenten umsetze oder Projekte beginne kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und auf Basis meiner bisherigen Erfahrungen die gestellten Anforderungen bestmöglich umsetzen. Das hat für mich einen sehr schöpferischen Aspekt, versetzt mich manchmal in einen richtigen Flow und hat wiederum Spaß zur Folge.
Verantwortungsbewusstsein aktivieren
Weitere Motivation beziehe ich daraus Verantwortung für Aufgaben und Themen zu übernehmen. Das gibt mir das Bewusstsein, dass sich andere auf mich verlassen und dadurch das Gefühl, dass ich gebraucht werde. Das empfinde ich als sehr motivierend, solange das Maß der Verantwortung und der damit entstehende Druck nicht zu groß werden und ins Negative umschlagen. Ich empfinde es als ungemein wichtig, dass Mitarbeitern ein gewisses Maß an Verantwortung gegeben wird und sie das Gefühl erhalten, dass ihre Arbeit wichtig und geachtet wird. Ein Mitarbeiter, der dieses Gefühl nicht hat, wird sich mit seiner Tätigkeit nicht identifizieren können und nicht bereit sein seine Aufgaben motiviert zu erfüllen.
Es gibt auch Zeiten, in denen ich mich nicht voll motiviert fühle. Dann bin ich weniger außerhalb meiner Arbeit mit Entwicklerthemen beschäftigt, widme mich eher alternativen Tätigkeiten und lese z.B. mal ein paar Romane. Ich denke allerdings, dass diese temporäre “Rückkehr zu mir selbst” nur förderlich ist. Ich besinne mich darauf was mich motiviert und was mir Spaß macht und kann dann gekräftigt weitermachen. In dieser Zeit motiviere ich mich selbst vor allem durch die Festlegung eigener Ziele, die ich verfolgen will. Kurzfristig, mittelfristig und langfristig. Am besten nach dem SMART-Prinzip. Damit baue ich mir selbst gegenüber wiederum eine gewisse Verantwortung auf, die mich motiviert, an diesen Zielen konsequent zu arbeiten.
Schlussendlich ist es so wie anfangs schon erwähnt: vieles kann ich nicht in Worte fassen. Und manchmal motiviert mich auch nur eine kleine bildliche Aufforderung an mich selbst: “Fühl dich wie ein Fisch im Wasser und schwimm!”