Als Tim Berners-Lee vor 20 Jahren die erste Fassung der “Hypertext Markup Language” (HTML) publizierte, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Bereits Anfang der 2000er-Jahre, als es durch die Breitband-Revolution so richtig an Fahrt aufnahm, “surfte” man auf Basis der HTML-Version 4. Doch obwohl sich das Internet inzwischen zu einem aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkenden Massenphänomen weiterentwickelt hat, ist die “Sprache” des Word Wide Web die gleiche geblieben, nämlich die schon erwähnte Version 4 der HTML-Spezifikation.
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Da wird es doch höchste Zeit für eine neue Version – sollte man zumindest meinen. Umso erstaunlicher ist es, dass HTML 5 bisher offiziell nur als “Working Draft” vorliegt, dessen finale Fassung noch mehrere Jahre auf sich warten lassen dürfte. Dennoch haben die großen Browser-Hersteller in den letzten 12 Monaten viele Anstrengungen unternommen, einen Großteil des aktuellen Umfangs der HTML-5-Spezifikation bereits umzusetzen. Was bedeutet das für Entwickler und Kunden?
HTML 5 ist in aller Munde
Wie mein Mit-eXpert Alexander Jung in seiner lesenswerten Flurfunk-Serie zu HTML 5 bereits erläutert hat, gibt es momentan einen regelrechten Hype um HTML 5. Der entscheidende Auslöser hierfür war das Thesenpapier “Thoughts on Flash” von Apple-Chef Steve Jobs vom April 2010, in dem HTML 5 als Flash-Alternative dargestellt wurde. Seither hat sich das Thema verselbstständigt und es erscheint kaum eine neue Browser-Version irgendeines Herstellers, die nicht mit dessen verbesserter HTML-5-Unterstützung beworben wird. Selbst Microsoft, in der Vergangenheit der Unterstützung offener Standards eher unverdächtig, ist schon vor geraumer Zeit auf den HTML-5-Zug aufgesprungen.
Wichtig zum Verständnis von HTML 5 ist, dass dieses keine für sich allein stehende Technologie darstellt, sondern weitestgehend auf dem bekannten Umfang von HTML 4 aufbaut. Durch HTML 5 erhält man jedoch Zugriff auf eine Reihe zusätzlicher Features, für die bisher in der Regel Browser-Erweiterungen wie Adobe Flash, Microsoft Silverlight oder Java erforderlich waren. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass HTML 5 diese Browser-Erweiterungen vor allem in zwei wichtigen Bereichen ablösen kann: Der Wiedergabe von Medien und dem Erzeugen von 2D-Grafikelementen (beispielsweise Diagrammen).
Die wichtigsten Features: Videos und Grafikerzeugung im Browser
Im ersten Bereich ist HTML 5 dank der Unterstützung zahlreicher Schwergewichte der IT-Branche auf dem besten Weg, zum neuen Standard für plattformübergreifende Videowiedergabe zu werden. Jüngsten Erhebungen zufolge ist der Anteil der Endanwender, deren Geräte HTML-5-Videos abspielen können, zwischen Januar 2010 und März 2011 von 10% auf 63% angewachsen. Das ist eine beachtliche Entwicklung für eine Spezifikation, die noch gar nicht offiziell verabschiedet worden ist. Obwohl es rund um die mit HTML 5 verwendeten Video-Codecs noch einige Unklarheiten und Auseinandersetzungen gibt, ist eine ungebremste Fortsetzung dieser Entwicklung gerade mit Hinblick auf den stark wachsenden Tablet-PC-Markt absehbar.
Im Unterschied dazu ist das Erzeugen von 2D-Grafikelementen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht völlig ausgereift.Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, weil für das Abspielen von Videos nur eine begrenzte Zahl von Größen (z. B. Auflösung, Framerate und Codierung) von Bedeutung sind, während das für die Grafikerzeugung verwendete sog. Canvas-Element eine praktisch unbegrenzte Anzahl von Einsatzszenarien ermöglicht. Hierbei sind von Browser zu Browser noch deutliche Unterschiede in Darstellung, Performance und dem Umfang der unterstützten Funktionen auszumachen.
Zwischenfazit
Schon ein Blick auf beiden vorgestellten HTML5-Features zeigt, dass die Umsetzung des bis dato festgelegten Funktionsumfangs von HTML 5 noch nicht vollständig ist. Warum es sich trotzdem lohnt, sich jetzt schon mit HTML 5 zu beschäftigen, wird im zweiten Teil dieser Blog-Serie erläutert.
Den zweiten Teil des Artikels finden Sie >hier<.